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Immun gegenüber Austritten

Es mag viele und gute Gründe für einen Austritt aus den abgefallenen Landeskirchen geben. Wer diesen Schritt allerdings erwägt, um die Kirchen damit zu treffen und ein Umdenken zu bewegen, der sollte vorher einige Zahlen bedenken.
Im Jahr 2012 hatte die Evangelische Landeskirche in Württemberg 2.144.920 Mitglieder. Nach eigenen Angaben verliert sie pro Jahr etwa 22 000 Mitglieder. Schon allein diese Größenordnung zeigt, wie wenig der Austritt von Einzelnen oder auch von mehreren Hundert aus Protest gegen Fehlentwicklungen ins Gewicht fällt. 22 000 Mitglieder weniger pro Jahr scheinen auf den ersten Blick nicht allzu viel zu sein – grade mal ein Prozent. Da kann die Kirche ja noch hundert Jahre so weitermachen, bis sie am Ende ist. Wenn wir einen anderen Blickwinkel einnehmen, nimmt die Dramatik schon zu. Die württembergische Landeskirche hat 48 Dekanate. Das macht bei 2.144.920 Mitgliedern pro Dekanat 44686 Mitglieder. 22 000 Mitglieder pro Jahr heißt in dieser Perspektive: die Landeskirche verliert in zwei Jahren ein komplettes Dekanat an Gemeindegliedern und Kirchensteuerzahlern. Wen stören da ein paar hundert Fromme, die der Kirche den Rücken kehren. Wie kaltschnäuzig Kirchenobere gläubigen Menschen die Tür weisen, bekam ich 1995 hautnah mit. Rund 40 Mitarbeiter unserer damaligen Kirchengemeinde schrieben an den als fromm und der Lebendigen Gemeinde nahestehenden Prälaten Gerhard Röckle. Sie klagten ihm ihre Not im Blick auf die Zusammenarbeit mit einem frisch gewählten, völlig bibelkritischen, Kirchengemeinderat. Da dieser die bisherige Gemeindearbeit und damit auch deren Mitglieder und vor allem die bisherigen Mitarbeiter mehrfach und öffentlich als „Sekte“ bezeichnet hatte, sahen sie eine Zusammenarbeit mit ihm als problematisch bis unmöglich an. Die Antwort des Herrn Prälaten an die Mitarbeiter, die die Säulen des geistlichen Lebens der Gemeinde waren: Niemand wird sie daran hindern können, aus der Kirche auszutreten und eine freie evangelische Gemeinde zu gründen.
Das war der kirchenamtliche Tritt in den Hintern! So „weh“ tut es den Landeskirchen, wenn ihnen ein paar Dutzend oder auch ein paar Hundert aus Protest den Rücken kehren.
Der Kirche wehtun zu wollen, wäre ohnehin ein ungeistliches Motiv. Eine Institution, die so mit Gottes Wort und Verheißung umgeht, braucht auch niemanden mehr, der ihr weh tut. Sie hat sich schon selbst genug wehgetan und geschadet.
Berechtigtes geistliches Motiv zum Austritt ist das Ziel, daß sich bibeltreue Kinder Gottes in bibeltreuen Gemeinden sammeln, hier ihre Kräfte bündeln und Menschen zum Glauben rufen zur Ehre Gottes. Aus diesem Grund sollten allerdings noch viel, viel mehr Gotteskinder schleunigst die Landeskirchen, aber auch viele mittlerweile bibelkritisch gewordenen Freikirchen und landeskirchliche Gemeinschaften verlassen. Es ist eine geistlich kaum zu verantwortende Verschwendung von Kraft und Geld, in bibelkritischen Gemeinden als frommes Feigenblatt zu verharren und die von Gott anvertrauten Gaben zu vergeuden. Ich wage zu behaupten: Die Lage ist längst so, daß nicht der eine gute Begründung braucht, der aus der Landeskirche austreten will, sondern der, der weiter in ihr verharrt.

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