Ein ganz hervorragender Beitrag zu diesem Thema erschien am 6.2.2015 in der „Wirtschaftswoche“. Er stammt aus der Feder von Ferdinand Knauß. Dieser war 2010 Fellow der Volkswagenstiftung beim Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. 2011 wurde er Pressesprecher im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Seit Juni 2012 ist Knauß Redakteur bei wiwo.de.
Eine realistische Einschätzung, was die Vereinbarkeit von Ehe, Familie und Beruf betrifft, ist in diesen Tagen gerade auch für junge Christen von großer Bedeutung. Der Artikel von Ferdinand Knauß kann deshalb allen jungen Christen nur von Herzen zur Lektüre empfohlen werden. Vor allem aber muß die familienfeindliche Politik schnellstens geändert werden, denn die Ehepaare selbst haben nur minimalen Einfluß. Sie können nur versuchen, wie sie in diesen skandalösen Mißständen mit geringstmöglichem Schaden überleben.
In überaus klaren Worten bringt Ferdinand Knauß auf den Punkt, was jedem denkenden Menschen zwar eigentlich ohnehin schon klar sein müßte, was um der politischen Korrektheit willen aber von niemandem mehr gedacht, noch viel weniger gesagt werden darf.
Hier einige Kostproben:
„Die offenkundige Wahrheit bleibt sonst leider meist unausgesprochen, obwohl sie von Millionen Menschen am eigenen Leib erfahren wird: Wenn Mann und Frau beide in Vollzeit oder „vollzeitnah“ arbeiten, bleibt dem Paar unterm Strich weniger Zeit für die Familie als wenn es nur ein Elternteil tut.“
Nach Knauß stellen die heutigen Eltern fest, daß die „Vereinbarkeit“ von Familie und Beruf schon irgendwie funktioniert „aber nur um den Preis der Vernachlässigung der wichtigsten Menschen in ihrem Leben: der Kinder und des Partners.“
„Das Ergebnis ist eine erschöpfte Gesellschaft aus Männern und Frauen, die verzweifelt versuchen, zwei oder drei Leben in einem einzigen zu führen. Eine wachsende Zahl junger Frauen und Männer löst die Vereinbarkeitsillusion auf einfache Weise auf: Sie verzichten auf die Gründung einer Familie. Sie nehmen Roland Berger beim Wort und flexibilisieren ihr Leben ganz und gar: keine Kinder, kein Betreuungsproblem, kein schlechtes Gewissen, kein Stress. Am besten nicht einmal ein fester Partner, der die berufliche Mobilität einschränken könnte. Berger und Konsorten würden das natürlich nie offen aussprechen, aber eine flexiblere Welt ist eine Welt mit weniger festen Liebesbeziehungen und vor allem weniger Kindern.“
Hauptnutznießer einer solchen familienfeindlichen Politik sind keineswegs die Frauen, sondern die Wirtschaft – die Unternehmen „weil sie dadurch das Arbeitskräfteangebot fast verdoppeln konnten. Und weil sie dadurch nicht mehr gezwungen waren, Löhne zu zahlen, die ausreichten, um eine Mittelschichtfamilie allein zu unterhalten.“
Knauß faßt zusammen: „Die Bedürfnisse der Wirtschaft stehen seither unangefochten an erster Stelle.
Nun versucht man sich im Verschweigen dieses Versagens. Das Predigen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist insofern nichts anderes als der Versuch, zu verschleiern, was ganz offenkundig ist: Die totale Mobilisierung aller Arbeitsfähigen für die Wirtschaft zehrt an der Substanz. Sie wird bezahlt durch psychische Erschöpfung und vor allem: durch ungeborene Kinder.“
Sein Lösungsweg: „dass zwei in Vollzeit arbeitende Elternteile nicht die Regel sein können. Wer von beiden weniger oder vielleicht auch gar nicht arbeitet, oder ob beide in Teilzeit arbeiten, ist deren Privatangelegenheit.“
Der ganze, mehr als lesenswerte Beitrag – vor allem auch für die Jüngeren, die auf dem Weg in Ehe und Familie sind – ist unter folgendem Link zu finden:
Interessant ist, daß vor kurzem auch Andrea Nahles zu ganz ähnlichen Erkenntnissen gelangt war (siehe Kommentar „Atemberaubende Einsichten bei Andrea Nahles – Folgt nun die familienpolitische Kehrtwende?“ vom 2.2.2015). Bleibt für das Wohl der Eltern und Kinder unseres Landes zu hoffen und zu beten, daß den Einsichten baldmöglichst auch die entsprechenden Taten in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft folgen!